Film und Fernsehen agil. Billiger. Besser. Kreativer.
Im letzten Jahrzehnt hat sich die (Dokumentar-)Filmproduktion auf der technischen Seite fundamental gewandelt; digitale Workflows haben uns alle zu Datenspezialisten gemacht. Parallel dazu entstand das Phänomen der „Drehbücher“ für non-fiktionale Formate. Wohl in der Hoffnung auf bessere Qualität verlangen Redaktionen heute für längere Doku-Formate nicht nur ein Treatment, das Drehorte, Themenfelder und (potentielle) Interviewpartner*innen beschreibt und reflektiert, sondern Mini-Drehbücher mit teilweise ausformulierten Statements der zu Interviewenden, die so bei der Abnahme auch eingefordert werden. Nicht immer, aber oft. Der Raum für das Unvorhergesehene, die spontane Gelegenheit, das Reporterglück, entfällt.
Dabei wäre agiles Arbeiten das Gebot der Stunde. Denn „agil“, so geht die Kunde, soll Produkte – und nichts anderes sind Reportagen, Features, Dokus – nicht nur schneller, sondern vor allem preiswerter machen.
Doch was, wenn agil produzierte Filme nicht nur billiger, sondern vor allem besser sind?
Freie Mitarbeiter*innen, von der Konzeption bis zur Postproduktion, arbeiten heute maximal flexibel. Oft wissen sie erst Stunden vorher wie der kommende Tag aussieht, und ein Arbeitstag kann sechs oder sechzehn Stunden haben. Bedeutet agiles Arbeiten also, dass in Zukunft alle quasi auf Zuruf präsent sein sollen? Ganz im Gegenteil.
Im → Agilen Manifest, das aus vier Werten und zwölf Prinzipien besteht, heißt es unter Punkt fünf:
“Build projects around motivated individuals. Give them the environment and support they need, and trust them to get the job done.”
„Baut Projekte um motivierte Personen herum. Gebt ihnen ein Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraut darauf, dass die Arbeit erledigt wird.“
So ein Satz hat Konsequenzen.
Agile Teams arbeiten freiwillig, strukturieren sich selbst und übernehmen Verantwortung für ihr Tun. Im Gegenzug bekommen sie Respekt und Wertschätzung.
Agile Organisationen haben flache Hierarchien und agieren transparent und über einzelne Verantwortungsbereiche hinaus.
Das kollidiert an vielen Stellen sowohl mit vorhandenen Strukturen als auch mit unserer eigenen Sozialisation. Wie die Transformation gelingen kann und warum sie es wert ist, davon handelt dieser Blog.